Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten am 22. November 2023 den 2. Fachkongress des Bundesverbands Micro-Living in Frankfurt. Im Zentrum des Branchenevents stand die Frage, wie sich das Micro-Living in Zukunft weiterentwickeln wird. In mehreren Impulsen und Panels diskutierten die BML-Mitglieder gemeinsam mit weiteren Immobilienexperten die planerischen, technischen und multimedialen Möglichkeiten künftiger Apartments. Außerdem im Fokus: Die aktuelle Gesetzeslage im Micro-Living-Segment sowie die Anwendung der ESG-Kriterien bei der Finanzierung und Umsetzung von Projekten.
In ihren Vorträgen verdeutlichten unter anderem Tobias Bender, Geschäftsführer der IHT Planungsgesellschaft sowie Dr. Thorsten Boeker, Director Business Development bei Samsung Electronics, wie weit die Entwicklung im Micro-Living-Segment inzwischen vorangeschritten ist und was künftig noch möglich sein wird. Moderne Multimedialösungen mit vernetzten Devices unterschiedlicher Hersteller, innovative Lichtkonzepte sowie die Nutzung der dritten Raumebene, beispielsweise mit an die Decke fahrbaren Möbelelementen: Aus 20 Quadratmetern Grundfläche entsteht für die Nutzer von modernem Micro-Living schnell das Gefühl, auf 80 Quadratmetern zu wohnen. Mit TV und Apps lässt sich das Apartment in einen privaten Fitnessbereich verwandeln; die vernetzte Küche unterstützt bei Einkäufen, Rezepten und leitet die Nutzer beim Kochen an. SmartTV-Systeme in Verbindung mit dynamischen Lichtkonzepten vergrößern das Fernsehbild und schaffen eine stimmungsvolle Kinoatmosphäre. Nicht zu vernachlässigen bei künftigen Apartments sei der „Wow-Effekt“, den eine solche, modern gestaltete Wohnumgebung auf die Nutzer habe. Gerade in sozialen Netzwerken geteilter Content sorge für eine hohe Reichweite in der Kundenzielgruppe. Erste Eindrücke, wie ein solches, künftiges Apartment künftig aussehen könnte, vermittelte eine Visualisierung von Andrea Nienaber von der GH Hotel Interior Group.
Viele weitere Ideen und Handlungsansätze haben die Mitglieder des Bundesverbandes Micro-Living in den vergangenen Wochen und Monaten entwickelt. In einem eigens eingerichteten Arbeitskreis diskutieren sie aus den verschiedenen Perspektiven der Unternehmen heraus über die Wünsche der Nutzer, zukunftsweisende Möblierungskonzepte, die multimediale Ausstattung von Apartments sowie deren nachhaltige Errichtung. Gerade das Zusammenspiel zwischen den Gewerken sei entscheidend für die Weiterentwicklung der Branche, erklärte Michael Hübner von der Objekt und Küche Microliving GmbH im Rahmen der Podiumsdiskussion. Nur wenn frühzeitig im projektverlauf bereits über smarte Möblierung, Nutzerinteressen und deren sinnvolle Integration in das Gesamtkonzept gesprochen werde, könnten die Potenziale aller Bereiche optimal genutzt werden.
Im kommenden Jahr sollen die Ansätze des BML-Arbeitskreises weiterverfolgt und ein digitales sowie ein reales Apartment umgesetzt werden. „Wir wollen das Potenzial des kompakten Wohnens aufzeigen und Denkanstöße für die Praxis vermitteln“, so der BML-Vorstandsvorsitzende Michael Vogt. „Umso mehr freuen wir uns über die große Resonanz auf unseren Kongress und die vielen Anregungen der Teilnehmer. Auch für Entwickler aus dem klassischen Wohnsegment sind die in unserer Branche entwickelten Konzepte interessant, das merken wir immer wieder in Gesprächen. Die Flächenknappheit vor allem in den Ballungszentren und die steigenden Energiekosten sorgen dafür, dass das Interesse am kompakten Wohnen steigt.“ Das gelte auch für neue Zielgruppen, so Vogt. Neben Studierenden und Young Professionals werde Micro-Living auch zusehends für ältere Menschen interessant, die sich verkleinern und zurück in urbane Lagen ziehen wollen. Auch für diese Nutzergruppe erwartet der Verband künftig noch deutliches Wachstumspotenzial.
Worauf bei der aktuellen Gesetzeslage zu achten ist, darüber informierte Julia Jacobs von der Kanzlei GSK Stockmann die Teilnehmenden. In der anschließenden Podiumsdiskussion drehte sich alles um die drei Buchstaben E, S und G. Die ESG-Kriterien haben längst auch Einfluss auf das Segment des Mikro-Wohnens, so das einhellige Urteil der Podiumsteilnehmer. In seinem Impuls für die Diskussion präsentierte Dennis Pfeffer, CEO & Gründer von ModEstate, einen Ansatz zur optimalen Nutzung innerstädtischer Flächen, indem auf Parkplätzen von Supermärkten in Holzbauweise Mikroapartments errichtet werden können. Das Besondere: Die modulare Konstruktionsweise erlaubt es, bei geänderter Nachfragelage am Standort andere Module einzusetzen, um so beispielsweise nach einigen Jahren von Wohn- auf Büronutzung umstellen zu können.
Der BML dankte allen Teilnehmern, Referenten und Sponsoren für die Mitwirkung und den gelungenen Kongress. Auch im Jahr 2024 wird die Branche wieder zusammenkommen, dann zum 3. BML-Fachkongress Micro-Living.